Lotte Lie und Eric Perrot sprinten zum Sieg

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03.09.2025
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Dresden feiert den M4Energy City Biathlon: Ein Wochenende mit Weltklasse-Athleten, Legenden und Emotionen

Dresden. Die Stadt wurde zur Loipe, die Multifunktionsarena zum Schießstand. Als am 31. August die zweite Auflage des M4Energy City Biathlons über die Bühne ging, war die sächsische Landeshauptstadt erneut für einen Tag die Biathlon-Hauptstadt. Nach der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr stellte die Neuauflage eindrucksvoll unter Beweis, dass das Format keine Eintagsfliege ist. Mehr als 5.000 Zuschauer sorgten im Heinz-Steyer-Stadion für Gänsehautstimmung, Tausende weitere säumten die Strecke entlang des 2,3 Kilometer langen Rundkurses. Sie alle sahen Weltklasse-Athleten, packende Duelle auf Skirollern, manch dramatische Wendung – und einen Nachmittag, der Lust auf den kommenden Winter machte. Am Ende jubelten der Franzose Eric Perrot bei den Herren und Lotte Lie aus Belgien bei den Damen. Doch nicht nur die Siege prägten diesen Tag: Auch das Legends Race mit den Bø-Brüdern und Benedikt Doll sowie das Para-Biathlon-Rennen sorgten für Höhepunkte. Es war die Mischung, die den Reiz ausmachte: Champions zum Anfassen. Sport als Spektakel. Dresden als Kulisse. Und die Landeshauptstadt lieferte – sportlich, emotional, atmosphärisch. „Dresden kann Sport, das haben wir in diesem Jahr schon mehrfach bewiesen. Und der City Biathlon ist ein tolles Event für unsere Stadt und für die Region. Auch diese fantastische Stimmung hat es gezeigt: Dresden freut sich auf den City Biathlon und die Athleten. Wir wollen hier unsere Stadt von ihrer schönsten Seite zeigen“, erklärte Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert.

Herren: Französischer Showdown – Perrot stiehlt Fillon Maillet den Triumph

Photo by Kevin Voigt/VOIGT

Statt Regen wie im Vorjahr strahlte dieses Mal die Sonne über dem Heinz-Steyer-Stadion und bescherte ideales Biathlon-Wetter – trocken, angenehm und ohne extreme Temperaturen. Schon in der Qualifikation setzte Eric Perrot ein Ausrufezeichen und auch im Finale bestimmte der Franzose früh das Tempo. Doch dann schien alles auf den großen Auftritt seines Landsmannes Quentin Fillon Maillet hinauszulaufen. Der Gesamtweltcup-Sieger von 2022 lief souverän an der Spitze, winkte dem Publikum zu – und wähnte sich bereits als Sieger. Allerdings mobilisierte Perrot auf den letzten Metern noch einmal alle Kräfte, zog mit einem unglaublichen Schlusssprint an seinem konsternierten Landsmann vorbei und schnappte sich den Triumph. Fillon Maillet wirkte danach sichtbar bedient, während Perrot strahlend den Applaus der Zuschauer entgegennahm. „Es war ein hartes Rennen. Und damit auch ein gutes Training für uns. Ich versuche immer, das Beste zu geben. Ich habe gesehen, dass Fillon schon gejubelt hat. Aber das Rennen war noch nicht vorbei. Es war zu früh und ich habe mich noch mal gepusht. Ich habe meine Chance gesehen, denn ich lasse ihn nicht einfach gewinnen – das ist nicht meine Mentalität“, meinte Eric Perrot. Angesprochen auf den Gefühlszustand seines Teamkollegen sagte der Gesamt-Weltcup-Dritte der vergangenen Saison: „Ja, er war sehr wütend auf mich. Aber ich hoffe, er wird es verstehen, denn er ist selbst ein großer Wettkämpfer. Es ist Teil des Spieles. Außerhalb der Strecke sind wir beste Freunde, aber im Wettbewerb kämpfen wir gegeneinander.“ Der Vorjahressieger Jakov Fak aus Slowenien hielt sich dicht hinter den beiden Franzosen und komplettierte das Podest. Für Justus Strelow war es ein Auftritt mit Höhen und Tiefen. In der Qualifikation hatte er mit Rang drei überzeugt und auch im Finale war er lange in Reichweite der Spitze. Doch beim vorletzten Schießen folgte der Rückschlag: Drei Fehlschüsse bedeuteten eine lange Zwangspause in der Penalty-Box. Am Ende waren sechs Fehler zu viel, um ganz nach vorn zu kommen – Rang vier blieb für ihn dennoch ein achtbares Ergebnis. „Es war ein enges Rennen, wir waren permanent beieinander. Aber beim letzten Stehendanschlag haben die drei Jungs das gemacht, was man da immer machen sollte: die Null schießen! Das ist mir überhaupt nicht gelungen. Und dann bist du weg, das ist im Biathlon leider so“, haderte der Lokalmatador aus Dippoldiswalde. Der Österreicher Felix Leitner sicherte sich Platz fünf vor dem Tschechen Michal Krčmář, dahinter folgte der Belgier Thierry Langer. Auf Position acht reihte sich Vitalii Mandzyn aus der Ukraine ein. Für die beiden DSV-Starter Philipp Horn und Philipp Nawrath war es ein schwieriger Nachmittag, sie mussten sich mit den letzten Rängen begnügen.

Frauen: Herzschlagfinale mit belgischem Happy End

Das Finale der Frauen entwickelte sich zu einem offenen Schlagabtausch. Und am Ende spitzten sich die Duelle dramatisch zu. Lotte Lie aus Belgien und Karoline Offigstad Knotten aus Norwegen lieferten sich auf den letzten Metern ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Erst das Zielfoto brachte Klarheit – und entschied denkbar knapp zugunsten von Lotte Lie, die sich mit wenigen Millimetern Vorsprung den Sieg schnappte. Knotten blieb zeitgleich nur Rang zwei, die Bulgarin Milena Todorova landete mit nur 1,1 Sekunden Rückstand auf dem Bronzerang. Vanessa Voigt aus Schmalkalden setzte auf den 11,5 Kilometern früh Akzente und bestimmte über weite Strecken das Geschehen – denn sie leistete sich keinen einzigen Fehlschuss. Doch läuferisch war das angeschlagene Tempo zu hoch für sie– auf der Schlussrunde musste sie als Führende abreißen lassen und fiel noch aus den Podestplätzen heraus. Im Endklassement stand Rang vier. „Ich bin überhaupt nicht frustriert – ganz im Gegenteil. Ich kann das schon gut einordnen. Die letzte Runde ist das, was jetzt noch kommt. Ich bin noch nicht so weit, wie ich gerne sein würde. Aber das ist auch nicht schlimm. Es ist genügend Zeit, bis der Weltcup losgeht“, schilderte die DSV-Athletin die Situation. Die Französin Océane Michelon hatte zuvor die Qualifikation dominiert, im Finale fehlte der Weltmeisterin aus diesem Winter jedoch die letzte Präzision am Schießstand. Platz fünf blieb für sie, unmittelbar vor Landsfrau Lou Jeanmonnot. Die Gesamtweltcup-Zweite fand an diesem Tag nicht ihren Rhythmus und schoss vier Fahrkarten. Dahinter ordnete sich Julia Tannheimer aus Ulm auf Rang sieben ein, vor der Tschechin Markéta Davidová, der Slowenin Anamarija Lampic und der Olympiasiegerin Yuliia Dzhima aus der Ukraine. „Ich hatte heute keine speziellen Ziele. Ich wollte Spaß haben und schauen, was geht. Daher hat mich mein Sieg doch etwas überrascht. Es war schön, aber auch ein intensives Rennen“, berichtete Lie, die seit Anfang 2020 ohne Unterbrechung im Weltcup startet. 

Ein Rendezvous mit den Biathlon-Helden

Photo by Kevin Voigt/VOIGT

Die beiden Hauptrennen waren die sportliche Krönung, doch auch die Nebenwettkämpfe setzten Akzente. Das Legends Race nahm Tempo von der Uhr und gab Erinnerungen zurück. Hier gingen Johannes Thingnes und sein Bruder Tarjei Bø sowie Benedikt Doll gemeinsam auf die Strecke. Und damit rollte jede Menge Edelmetall durch Elbflorenz: Acht olympische Goldmedaillen, 36 Weltmeistertitel und 171 Weltcupsiege – verteilt auf nur drei Athleten. Mehr sportliche Geschichte passte kaum auf einen Rundkurs. Die Legenden wurden mit stehenden Ovationen und La Ola gefeiert. Die Kult-Sportler zeigten, dass Biathlon nicht nur von Ergebnissen lebt, sondern auch von Nähe zum Publikum. Unterwegs wurde mit den Zuschauern abgeklatscht. Und fiel einer zurück, wurde auf den Kontrahenten gewartet. „Ist das noch Sport oder schon Kunst“, spottete Michael Rösch augenzwinkernd, der Olympiasieger von Turin moderierte im Stadion das Rennen mit. Doch die Altstars ließen sich nicht beirren. Mit lockeren Gesten und ohne Nostalgie-Kitsch sorgten sie für schöne Momente. Das Publikum dankte es mit frenetischen Applauswellen, die sich über das ganze Stadion zogen. „Die Stimmung in Deutschland ist einzigartig. Biathlon ist so populär, dass es fast wie ein großes Familientreffen wirkt – für Fans und Athleten zugleich“, sagte Tarjei und Johannes Thingnes ergänzte: „Natürlich wollen die deutschen Zuschauer ihre eigenen Athleten siegen sehen. Aber sie sind auch gegenüber allen anderen unglaublich herzlich und warmherzig – so etwas findet man anderswo kaum.“ Am Ende lief Johannes Thingnes vor seinem Bruder und dem Schwarzwälder Doll über die Ziellinie – was aber eigentlich niemanden interessierte. „Es war sehr viel los auf der Strecke – ich bin aus dem Grinsen gar nicht mehr herausgekommen. Und es ist einfach unfassbar angenehm mit den zwei Jungs. Es hat mich wirklich gefreut, sie mal wieder zu treffen“, sagte der 35-jährige Doll und meinte: „Ich war zum ersten Mal überhaupt in Dresden und ich werde sicherlich mal mit der Familie wiederkommen.“

Ein Rennen als Botschaft

Photo by Kevin Voigt/VOIGT

Für Gänsehaut sorgte das Para-Biathlon-Rennen. Sehbehinderte Athletinnen liefen mit Guides und hörten die akustischen Signale am Schießstand – eine Symbiose aus Technik, Vertrauen und Können. In Dresden traten sie nicht einzeln an, sondern in einer Teamkonstellation: Jede Startnummer vereinte eine Athletin mit Sehbeeinträchtigung und zusätzlich einen Sportler mit körperlicher Einschränkung. So bildeten Linn Kazmaier mit ihrem Guide Florian Baumann und dem Ukrainer Serafym Drahun ein gemeinsames Team – das sich am Ende auch den Sieg sicherte. Linn Kazmaier stellte dabei einmal mehr ihre Ausnahmestellung unter Beweis. Die 18-Jährige aus Nürtingen gehört längst zu den Aushängeschildern des Para-Wintersports. Bereits mit 15 Jahren gewann sie bei den Paralympics in Peking fünf Medaillen, seither reiht sich ein Erfolg an den nächsten. Doch bemerkenswert war nicht nur ihre Leistung, sondern auch die Stärke des Feldes: Spitzen-Athleten aus Deutschland, Österreich und der Ukraine machten dieses Rennen zu einem eindrucksvollen Zeichen für Vielfalt und gelebte Inklusion. „Die Para-Wettkämpfe haben das Stadion beeindruckt. Das waren besondere Momente. Momente, die gezeigt haben, dass Biathlon keine Grenzen kennt“, sagte Ralf Niedermeier, Geschäftsführer der ausrichtenden Agentur n plus sport.

Ein Biathlon-Wochenende zum Mitmachen und Erleben

Der M4Energy City Biathlon rückt die Königsdisziplin des Winters in den August und dreht an der Vorfreude auf die kalte Saison. Dass das ZDF die beiden Finalläufe am Sonntagnachmittag live übertrug, spricht ebenfalls für sich. Doch der M4Energy City Biathlon war mehr als ein Sonntagsevent. Bereits am Donnerstag und Freitag fanden mit Unterstützung der Ostsächsischen Sparkasse im Rahmen einer Talentsichtung erste Wettbewerbe für Dresdner Grundschüler statt. Angeleitet von Michael Rösch sammelten die Kinder erste Biathlon-Erfahrungen. Die Kids ließen sich auch vom Nieselregen nicht stören und hörten aufmerksam auf seine hilfreichen Tipps. Am Samstag kämpften die Schüler und Jugendlichen bei den Landesmeisterschaften des Skiverbandes Sachsen im Heinz-Steyer-Stadion um Medaillen. Abends lockte die große Athletenpräsentation auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche Hunderte Fans an. Dresdens Altstadt wurde zur Bühne, auf der Fans und Stars zusammenrückten. „Auch die zweite Auflage hat gezeigt, dass Dresden Biathlon kann – und zwar mit Herz, Begeisterung und richtig viel Publikum. Die Stars des Winters huschen hier keinen halben Meter an ihren Fans vorbei, diese Nähe macht den besonderen Reiz aus. Deshalb freuen wir uns schon jetzt auf eine Wiederholung im kommenden Jahr“, betonte Niedermeier. Es war ein Wochenende, das Dresden weiter im Biathlon-Kalender verankert hat. Sportlich auf höchstem Niveau, emotional mit vielen besonderen Momenten, eingebettet in eine Stadt, die Biathlon augenscheinlich mit Begeisterung lebt.

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